Das verkürzte Zungenband
Das Zungenband: Mehr als nur ein Band
Das Zungenband, in der Fachsprache Frenulum linguae genannt, ist eine Membran, die die Zunge mit dem Mundboden verbindet. Bei vielen Menschen ist es sichtbar, wenn die Zungenspitze Richtung Gaumen angehoben wird. Obwohl der Begriff "Zungenband" üblich ist, handelt es sich nicht um ein dünnes Band, sondern um eine dünne oder dickere flächige Membran in der Mitte des Mundes. In den meisten Fällen behindert sie die Funktion der Zunge nicht.
Eingeschränkte Zungenbeweglichkeit: Ursachen und Formen
Manchmal ist das Zungenband jedoch so kurz oder straff, dass es die Beweglichkeit der Zunge einschränkt. Dies wird als Ankyloglossie oder "zu kurzes Zungenband" bezeichnet. Es gibt zwei Formen:
Anteriores zu kurzes Zungenband: Das Zungenband reicht an der Zungenunterseite zu weit nach vorne, wodurch die Zungenspitze in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt ist.
Posteriores zu kurzes Zungenband: Das Zungenband sitzt weiter hinten, ist aber zu kurz, straff oder dick, sodass die Zunge in der Mitte und im hinteren Bereich nicht angehoben werden kann.
Symptome und Diagnose: Vielfältige Anzeichen
Die Symptome eines zu kurzen Zungenbandes können vielfältig sein und einzeln oder in Kombination auftreten. Es ist wichtig zu beachten, dass jedes einzelne Symptom nicht zwangsläufig auf ein zu kurzes Zungenband hinweist, da auch andere Ursachen möglich sind. Eine sorgfältige Beurteilung der Gesamtsituation, einschließlich der Zungenbeweglichkeit, ist für eine Diagnose entscheidend.
Symptome beim Stillen:
Schwierigkeiten beim Anlegen
Häufiges oder seltenes Stillen
Wiederholte Milchstaus
Schnalzgeräusche beim Stillen
Verformte, wunde oder blutige Brustwarzen nach dem Stillen
Schmerzen beim Stillen
Gefühl, nicht genügend Milch zu haben
Notwendigkeit der Zufütterung mit Brusternährungsset oder Flasche
Zu wenige Ausscheidungen beim Baby
Unzureichende Gewichtszunahme des Babys
Auslaufen von Milch aus den Mundwinkeln beim Trinken
Symptome außerhalb des Stillens/Trinkens:
Die Zunge wird nicht über die Lippen hinausgestreckt
Eine Furche ist in der Mitte der Zunge sichtbar
Die Zungenspitze ist herzförmig eingezogen
Diagnose: Fachkundige Unterstützung ist gefragt
Die Diagnose eines zu kurzen Zungenbandes ist nicht immer einfach. Nicht jeder Arzt erkennt die Problematik. Es ist ratsam, einen Arzt mit Erfahrung in diesem Bereich zu konsultieren oder sich an einen spezialisierten Zahnarzt, eine Hebamme, einen Osteopathen oder eine Stillberaterin zu wenden.
Was tun bei Verdacht auf ein zu kurzes Zungenband?
Stillberatung: Suchen Sie so bald wie möglich eine Stillberaterin auf, idealerweise eine IBCLC-zertifizierte.
Ärztliche Untersuchung: Sprechen Sie Ihren Arzt auf den Verdacht an und bitten Sie um eine Überweisung an einen Spezialisten.
Therapie: Nicht immer ist eine Korrektur notwendig
Nicht jedes verkürzte Zungenband erfordert eine Korrektur. Solange das Stillen problemlos möglich ist und das Kind ausreichend zunimmt, kann zunächst abgewartet werden. Schmerzen beim Stillen für die Mutter sind jedoch ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt.
Osteopathie als unterstützende Behandlung:
Osteopathie kann helfen, die Kiefermuskulatur zu entspannen und die Beweglichkeit der Zunge zu verbessern, was das Anlegen erleichtern kann. Craniosacrale Techniken können die Versorgung von Zunge und Mundboden durch Entspannung oder Stimulation der entsprechenden Nerven und Schädelbereiche unterstützen.
Durchtrennung des Zungenbandes:
Wenn das Stillen trotz Unterstützung nicht möglich ist, kann das Zungenband durch einen kleinen Eingriff getrennt werden. Dies geschieht in der Regel ambulant und ohne Vollnarkose. Es gibt zwei Methoden:
Laser: Vorteil ist die geringere Nachblutung, wird aber oft nicht von den Krankenkassen übernommen.
Skalpell: Wird in der Regel von den Krankenkassen übernommen, die Wundheilung erfolgt schnell.
Nach dem Eingriff:
Stillen ist direkt nach dem Eingriff möglich und erwünscht.
Der Zahnarzt zeigt spezielle Mobilisationstechniken, um ein erneutes Zusammenwachsen des Zungenbandes zu verhindern.
Was, wenn das Zungenband nicht durchtrennt wurde?
Wenn später im Sprechalter Probleme bei der Lautbildung auftreten, kann ein Logopäde helfen. Sollte das Training nicht ausreichen, ist eine Durchtrennung des Zungenbandes auch in diesem Alter noch möglich.
Disclaimer:
Dieser Artikel dient nur der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei Fragen oder Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt oder Therapeuten konsultieren.